Geschichte
Maurice Maeterlinck
stellte fest, dass sich das Verhältnis des einzelnen zum Ganzen verändert hatte: "Weißt Du wohl, wenn Du nicht gut bist, dass es mehr als wahrscheinlich ist, dass Deine Gegenwart dies heute hundertmal deutlicher verrät, als sie es vor zwei oder drei Jahrhunderten getan hätte?...
In Wahrheit wird es schwer, im Herzen einen Hass, Neid oder Verrat zu nähren, der sich den Blicken entzieht; so unablässig sind die gleichgültigsten Seelen rings um unser Wesen auf der Lauer. Unsere Voreltern haben uns von diesen Dingen nicht gesprochen, und wir stellen fest, dass das Leben, in dem wir uns bewegen, grundverschieden ist von dem, das sie schilderten. Waren sie Betrüger oder Unwissende? Die Zeichen und Worte taugen zu nichts mehr, und fast alles entscheidet sich in den mystischen Kreisen einer einfachen Gegenwart.
Auch der frühere Wille, der so gut bekannte, so logische Wille von ehedem, verwandelt sich seinerseits und unterwirft sich den unmittelbaren Zusammenhängen großer und unerklärlich tiefer Gesetze. Es gibt fast keine Schlupfwinkel mehr, und die Menschen kommen einander näher. Sie beurteilen sich über ihre Worte und Handlungen, ja, über ihre Gedanken hinweg, denn was sie sehen, ohne es zu begreifen, liegt hoch über dem Reiche des Verstandes."
Maurice Maeterlinck, Der Schatz der Armen, Jena 1906, S. 20 f.
Adolf Hitler
Ich gehe manchesmal in rauhen Nächten
Zur Wotanseiche in den stillen Hain,
Mit dunklen Mächten einen Bund zu flechten-
Die Runen zaubert mir der Mondenschein.
Und alle, die am Tage sich erfrechten,
Sie werden vor der Zauberformel klein!
Sie ziehen blank doch statt den Strauß zu fechten,
Erstarren sie zu Stalagmitgestein.
So scheiden sich die Falschen von den Echten
Ich greife in das Fibelnest hinein
Und gebe dann den Guten und Gerechten
Mit meiner Formel Segen und Gedeih'n.
Das zitierte Gedicht schrieb Adolf Hitler 1915 im Feld.
Franz Werfel
In der Zeit des Nationalsozialismus beschreibt der Schriftsteller und Zeitzeuge Franz Werfel die Auswirkungen dieses Seelenzustandes und der daraus hervorgehenden Ideologie auf die Menschen seiner Zeit mit den Worten: „Und nun brach er los, der Mords-Gesang, der nur aus zwei Tönen besteht: ›Sieg-Heil! Sieg-Heil!‹ Wie das ›ah‹ eines automatischen Esels von Bergesgröße! Wie das Kriegsgeheul der Steinzeit, mechanisiert im Weltalter der Industrie … Auf den Gesichtern dieser Männer lag eine grandiose Leere und Ichverlassenheit, die es wahrscheinlich im Laufe der Geschichte noch nicht gegeben hatte … Sie lebten so sauber, so exakt, so ohne Gedanken, so ohne Gewissen, wie Motore leben. Sie warteten nur darauf, angelassen oder abgestellt zu werden … Motorenmenschen.“
Werfel wurde einmal gefragt, als er Hitler von nahem gesehen hatte, was für ein Eindruck er von Hitler erhalten habe. "Leider keinen schlechten", antwortete Werfel.
Ingmar Bergman
Der Schwede Ingmar Bergman erinnert sich heute wie er 1936 als Austauschschüler in Deutschland an einem Parteitag der Nationalsozialisten in Weimar teilnahm, wo Adolf Hitler eine Rede hielt: „Ich hatte noch nie etwas gesehen, was diesem Ausbruch unermesslicher Kraft gleichkam. Ich schrie wie alle anderen, reckte den Arm wie alle anderen in die Höhe, brüllte wie alle anderen, liebte wie alle anderen.“1
Hitler hatte ein unerhörtes Charisma. Er elektrisierte das Meer der Zuhörer…Der äußere Glanz blendete mich. Ich sah nicht die Dunkelheit.“2
1 Ingmar Bergman, Mein Leben, Hamburg 1987, S. 148.
2 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. 9. 1999, S. 43.
Albert Spee/ Rudolf Heß
In einem Interview vom Juni 1971 beschreibt Hitlers Architekt Albert Speer den Eindruck, der ihm von diesem, nach vielen Jahren, geblieben ist: "Da gab es eine absolute Kälte um Hitler. Ich bin keinem anderen Menschen begegnet, bei dem ich so empfunden habe, dass da irgend etwas fehlt; der so den Eindruck vermittelte, dass da im Kern seines Wesens nichts ist als tödliche Leere."
Als Rudolf Heß, dem "Stellvertreter des Führers," diese Aussage in seiner Gefangenschaft vorgelesen wurde, erwiderte er: "Das ist sehr richtig. Was Speer da über Hitler sagt, stimmt. Ich habe Hitler gegenüber genauso empfunden."
Eugene K. Bird, Hess, München 1974, S. 259
Artikel von Zoran Perowanowitsch | Der innere Erkenntnisweg | Zitate | |||||