Religionen

Novalis

Unter tausend frohen Stunden,

So im Leben ich gefunden,

Blieb nur eine mir getreu;

Eine, wo in tausend Schmerzen

Ich erfuhr in meinem Herzen,

Wer für uns gestorben sei.

Meine Welt war mir zerbrochen,

Wie von einem Wurm gestochen

Welkte Herz und Blüte mir;

Meines Lebens ganze Habe,

Jeder Wunsch lag mir im Grabe,

Und zur Qual war ich noch hier.

Da ich so im stillen krankte,

Ewig weint und wegverlangte,

Und nur blieb vor Angst und Wahn:

Ward mir plötzlich wie von oben

Weg des Grabes Stein gehoben,

Und mein Innres aufgetan.

Wen ich sah, und wen an seiner

Hand erblickte, frage keiner,

Ewig werd ich dies nur sehn;

Und von allen Lebensstunden

Wird nur die wie meine Wunden

Ewig heiter, offen stehn.

Echnaton

Ein Gebet, das Echnaton an Aton richtet, lautet:

Ich atme den süßen Hauch, der aus Deinem Munde kommt. Ich schaue Deine Schönheit jeden Tag. Es ist mein Wunsch, daß ich Deine schöne Stimme hören möge gleich dem Nordwind, daß meine Gebeine mit Leben verjüngt werden mögen durch die Liebe zu Dir. Gib mir Deine Hände, die Deinen Geist halten, daß ich ihn empfangen möge und durch ihn lebe. Nenne Du mich bei meinem Namen, in Ewigkeit, und es wird niemals fehlen.

In den Gräbern wurden Hymnen von Echnaton zu Ehren der Sonnenwesenheit entdeckt, die nur verständlich werden, wenn wir ihn in innigster Verbindung mit der Sonnenwesenheit Christus sehen:

Dein Aufleuchten ist schön am Rande des Himmels,

Du lebender Aton, der zuerst lebte!

Wenn Du Dich erhebst am östlichen Rande des Himmels,

So erfüllst Du jedes Land mit Deiner Schönheit,

Denn Du bist schön, groß und funkelnd,

Du bist hoch über der Erde;

Deine Strahlen umarmen die Länder, ja alles, was Du gemacht hast.

Du bist Re, und Du hast sie alle gefangen genommen;

Du fesselst sie durch Deine Liebe …

Du bist es, der den Knaben in den Frauen schafft,

Der den Samen in den Männern gemacht hat;

Der dem Sohn Leben gibt im Leibe seiner Mutter,

Der ihn beruhigt, damit er nicht weine,

Du Amme im Mutterleibe.

Der Atem gibt, um alles zu beleben, was er gemacht hat! …

Du bist in meinem Herzen,

Kein anderer ist, der Dich kennt,

Außer Deinem Sohne Echnaton.

Du hast ihn eingeweiht in Deine Pläne

Und in Deine Kraft.

Die Welt ist in Deiner Hand,

Wie Du sie gemacht hast.

Wenn Du aufgegangen bist, so leben sie;

Gehst Du unter, so sterben sie.

Denn Du selbst bist die Lebenszeit

Und man lebt durch Dich,

Alle Augen schauen auf Deine Schönheit,

Bis Du untergehst.

Alle Arbeit wird beiseite gelegt,

Wenn Du im Westen untergehst.

Wenn Du Dich erhebst, so werden sie gemacht, zu wachen.

Seit Du die Erde gründetest,

Hast Du sie aufgerichtet für Deinen Sohn,

Der aus Dir selbst hervorging,

Den König, der von der Wahrheit lebt…

Veden

Der »Mann«, der in der Sonne wohnt ist das Wahre das Lebenbringende und dieser Mann in dieser Scheibe wird einst das Böse überwinden . Der geheime Name des Mannes, der in der Sonne wohnt, lautet ICH.

Walter Ruben, Beginn der Philosophie in Indien, Berlin 1955, S. 158 f.


Den Gott Vishvakarman sahen die Rishis, wie er sich einst aus den kosmischen Weiten der Erde nähern und für die Menschen eine Opfertat vollbringen wird, indem er sich bis in die Elemente hinein mit der Erde verbindet, in die Herzen der Menschen eingeht. Dieser Vorgang wird in den Hymnen der Rigveda gefeiert, indem sich der Gott Vishvakarman selbst in die Erde umwandelt.

Rigveda X, 81/82.

Im Zweiten Vatikanischen Konzil

bekennt die römisch-katholische Kirche , daß sie, »was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft miteinander führt«, fördern will, denn sie weiß, daß die Menschen »von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins« erwarten, »die wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen«. Sie nennt die großen Religionen Asiens, den Hinduismus und Buddhismus, später den Islam und das Judentum. Ehe die Kirche aber in dem Konzil auf die Abrahamsreligion zu sprechen kommt, stellt sie ausdrücklich fest:

»Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, der alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muß sie verkündigen Christus, der ist >der Weg, die Wahrheit und das Leben<, in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat. Deshalb mahnt sie ihre Söhne (und Töchter), daß sie mit Klugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.«

Hans Waldenfels, An den Grenzen des Denkbaren, München 1988, S. 58

Weiterhin empfiehlt das Konzil die Meditationen des Ostens in die kontemplativen Orden zu integrieren, wodurch der östlichen Meditationspraxis ein wichtiger Beitrag zum besseren Verstehen und Vertiefen der eigenen christlichen Erfahrung beigemessen wird.

Hl. Augustinus

Was man gegenwärtig die christliche Religion nennt, bestand schon bei den Alten und fehlte nicht von Anbeginn des Menschengeschlechtes, bis Christus im Fleische erschien, von wo an die wahre Religion, die schon vorher vorhanden war, den Namen der christlichen erhielt.


Artikel von Zoran Perowanowitsch Geschichte Zitate