Christentum-Buddhismus

Rudolf Steiner

"Wollen wir also nicht nur des Christus teilhaftig werden, sondern wollen wir den Christus verstehen, dann müssen wir nicht nur bequem Hinblicken darauf, was der Christus für uns getan hat, sondern dann müssen wir bei allen Lehrern des Westens und des Ostens in die Schule gehen, und es muss uns ein Heiliges sein, die Lehren des ganzen Blickkreises uns anzueignen; und das andere Heilige muss uns sein, diese Lehren so zu verwenden, dass wir durch die höchsten Lehren den Christus vollständig begreifen."1

In den Vorträgen über das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt drückt Rudolf Steiner es noch deutlicher aus: "Es nimmt sich aus wie ein Zusammenbringen von Orient und Okzident von den zwei gewaltigen Offenbarung des Christentums und des Buddhismus. Wir sehen sie zusammenfließen im Geistigen."2

Und an einer anderen Stelle: "Die beiden Strömungen müssen in der Zukunft zusammengehen."3

„Und je mehr wir fortschreiten in der zukünftigen Menschheitsentwickelung“, stellt Rudolf Steiner fest, „desto mehr werden die Religionen sich vereinigen, wie der Buddha und der Christus selber sich in unseren Herzen vereinigen.“4

1 Rudolf Steiner: Der Orient im Lichte des Okzidents (GA 113), Dornach 1982, S. 188.
2 Rudolf Steiner: Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt (GA 118), Dornach 1984, S.185.
3 Ebd., S. 86.
4 Rudolf Steiner, Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, Dornach 1977, S. 56

Keiji Nishitani

Der japanische Philosoph Keiji Nishitani, der nach dem allen religiösen Bestrebungen zugrundeliegenden Ideal sucht, kann es im gewordenen Christentum, obwohl er in ihm, wenn auch nicht in heutiger Form, die Religion der Zukunft erkennt, nicht finden. »Ich bin mit keiner Religion, wie sie ist, zufrieden«, sagt er, »und ich spüre auch die Grenzen der Philosophie. So habe ich mich nach langem Zögern entschieden und bin heute ein werdender Buddhist geworden. Einer der Hauptgründe für diese Entscheidung war - so merkwürdig es klingen mag -, daß ich den Glauben des heutigen Christentums nicht annehmen konnte, und doch auch nicht in der Lage war, ihn abzulehnen. Was das Christentum angeht, so kann ich nicht mehr als ein werdender Christ werden … Denn ich kann mich nicht dazu bringen, den Buddhismus als eine falsche Lehre zu betrachten. Wenn es um den Buddhismus geht, so kann ich den Buddhismus annehmen als ein werdend gewordener Buddhist … und von diesem Standpunkt aus kann ich zur selben Zeit ein werdender (nicht gewordener) Christ sein. Doch halte ich das Christentum nicht für eine falsche, eine häretische Lehre … Vom Standpunkt des Buddhismus aus kann ich das … Die Christen sind geneigt, schlecht über solche buddhistische >Laxheit< zu sprechen, doch ich fühle nicht so, und nach meiner Meinung können Menschen, die so fühlen, unmöglich zu einem wahren Verständnis des Buddhismus kommen.«

Jeiji Nishitani, Was ist Religion, Frankfurt am Main 1982, S. 29 f.

Romano Guardini

Der Theologe Romano Guardini sieht in dem Buddhismus eine Herausforderung für das Religionsverständnis des Christentums: „Buddha. Dieser Mann bildet ein großes Geheimnis“, sagt er. „Er steht in einer erschreckenden, fast übermenschlichen Freiheit; zugleich hat er dabei eine Güte, mächtig wie eine Weltkraft. Vielleicht wird Buddha der letzte sein, mit dem das Christentum sich auseinanderzusetzen hat. Was er christlich bedeutet, hat noch keiner gesagt.“

Romano Guardini, Der Herr, Würzburg 1961, S. 360.

Helmut von Schweinitz

„So paradox es klingen mag“, schreibt Helmut von Schweinitz in seinem Buch 𠇫uddhismus und Christentum“, Buddhas Lehre vom gottlosen Absoluten als einem überpersönlichen Geistgrund steht dem lebendigen Gottesgedanken vielleicht näher als das anthropomorphe Gottesbild, das sich so viele Christen machen. Es könnte sein, dass Buddha hierin uns und unserer Zeit zu einem Wegweiser zu werden vermöchte, indem er uns zu dem Nullpunkt jenseits aller Erscheinungen zurückführt. Erst wenn wir den schweigenden, unerforschlich-erhabenen Daseinsgrund wieder gefunden haben, können wir das Licht aufleuchten sehen, das in dem aus der anfanglosen Weltursache heraustretenden schöpferischen Lebensprinzip, das wir Christus nennen, in Erscheinung getreten ist.“

Helmut von Schweinitz, Buddhismus und Christentum, München 1955, S 47.


Artikel von Zoran Perowanowitsch Der Begriff der Leere Zitate