Licht zwischen Technik und Seelenraum

Betrachtungen zur technischen Entwicklung der Gegenwart


Kaum ein Tag ver"Faust" von Rembrandtgeht, an dem die Medien nicht Nachrichten von den neuesten Entdeckungen und Erfindungen verbreiten. Die kontinuierliche Steigerung der Rechenleistung eines Computers und seine sich vermehrenden Anwendungsgebiete werden bereits als selbstverständlich angesehen. Die Welt der Elektronik hat in der Gesellschaft ihren anerkannten Platz gefunden und bestimmt unseren Alltag mit immer größerer Präzision. Die Nanotechnologie, die in Bereiche von Millionstel Millimeter vordringt unter anderem mit dem Ziel sich selbst reproduzierende Mikroroboter zu entwickeln, erfährt noch relativ wenig Aufmerksamkeit. Dagegen wird über die Klon- und Gentechnologie intensiv gestritten, während sich parallel dazu bereits die Fähigkeiten für deren Handhabung immer mehr verfeinern.
Bei der Erforschung des Weltraums und dessen Ursprung entwickeln Physiker Ideen, die Zeitreisen und das Überwinden von unvorstellbaren Entfernungen möglich erscheinen lassen. Sie verstehen den Raum als vieldimensionales Gebilde, das aus Parallelwelten besteht.
Einer Revolution gleich wandeln sich die Lebensumstände der gegenwärtigen Generationen. Jedoch ist jede neue Naturerkenntnis und deren Umsetzung in technische Errungenschaften Ausdruck eines vorangegangenen Bewusstseinswandels. Um diese inneren Veränderungen zu verstehen, die die Voraussetzung für die gegenwärtig aufbrechende Kultur bilden, wenden wir uns bestimmten Aspekten der Kulturgeschichte des Menschen zu.

Das Ergreifen der Elemente
Die ersten Hinweise auf menschliche Kultur und Technik finden wir in den archäologischen Funden von Werkzeugen. Sie geben Kunde von einer Epoche, in der der Mensch die feste Materie ergreift und sich darin auszudrücken sucht.
Zunächst sind es einfache Knochen, die zum Schaben, Schneiden oder als Waffen benutzt werden. Später leitet ein festes Gelenk die Möglichkeit einer rechtwinkligen Verbindung ein, so dass die Axt entsteht. Als Weiteres werden die Sehne und der Bogen entwickelt. Es sind einfache, feste Geräte, die unter Einbeziehung der Hebelgesetze an Komplexität gewinnen.
Die ersten technischen Werkzeuge sind Abbilder des Körpers, den der frühe Mensch während seines Entwicklungs- und Inkarnationsprozesses immer mehr von innen ergreift. So entspricht z. B. das Messer der Elle; die Voraussetzung für den rechten Winkel und damit die Entwicklung einer Axt bildet der Ellenbogen. Die Sehne, die das Spannen und wieder Lösen des Armes ermöglicht, ist das Vorbild für den Bogen. All die genannten Körperteile in ihrem Zusammenspiel bewirken das Erkennen und Anwenden der Hebelbesätze.
In der Zeit nach Christi Geburt, nachdem sich die frühen Kulturen unzählige Jahrtausende mit dem Ergreifen des Körpers und der festen Materie, auseinandergesetzt haben, lässt sich kulturgeschichtlich ein neues Verhältnis des Menschen zu der ihn umgebenden Natur feststellen. Denn erst ab der Zeitenwende beginnt er sich in immer kürzeren Zyklen den nächstfeineren Elementen, demWasser, der Luft und der Wärme zuzuwenden.
Auch früher werden zwar bereits vereinzelt vom Wasser betriebene Mechanismen erwähnt, doch erst in den Jahrhunderten nach Christus erlangt das Element des Wassers und dessen Kraftentfaltung allgemeine Bedeutung. So ist in Deutschland die erste Wassermühle im Jahre 368 dokumentiert.
Den Übergang vom Element des Wassers zu dem der Luft bilden die Windmühlen. Im 7. Jahrhundert wird von der ersten Windmühle im Raum Iran-Afghanistan, berichtet. In unserem Kulturkreis ist sie im Jahr 1180 in der Normandie und im Jahr 1222 in Deutschland, in Köln erwähnt.
Einige Jahrhunderte später arbeitet dann In London im Jahr 1784 die erste von einer Dampfmaschine angetriebene Mühle. Hier vollzieht sich der Übergang vom Ergreifen des Elementes der Luft zu dem der Wärme und leitet die eigentliche „Industrielle Revolution“ ein.
Die letzte Phase dieser Entwicklung, die sich auf den physischen Körper und dessen Elemente bezieht, ist dadurch gekennzeichnet, dass das Herz selbst, jenes Zentrum des menschlichen Seins und innere Entsprechung zur Sonne in die äußere Welt verobjektiviert wird. Sie führt am Ende des 19. Jahrhunderts zur Entwicklung des Verbrennungsmotors, der wie ein Abbild des Herzens anmutet. Dieser stellt ebenso den Höhepunkt, als auch die Wende der sich aus dem physischen Körper heraus entfaltenden technischen Abbilder dar.

Die Bewusstwerdung des Lichtes
Der aufgezeigte Entwicklungsweg des Ergreifens der Elemente weist auf das nächstfeinere „Element“, das Licht hin. Es bildet jedoch bereits die Brücke zur übersinnlichen Welt. Anzeichen dieser neuen Orientierung sind bereits am Ende des 19. Jahrhunderts festzustellen.
In der bildenden Kunst beispielsweise beginnen die Maler im Impressionismus die durch die äußeren Konturen gegebene Begrenzung des Physischen zu überwinden und die Figuren, Landschaften und Gegenstände als Teil des lichtdurchfluteten Raumes darzustellen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wird das sphärische Licht im Impressionismus verstärkt im Innern der Seele erlebt. Dadurch löst sich die Farbe als eigenständige Qualität vom Gegenstand. Der individuelle Eindruck der Natur oder das Charakteristische einer Person im Verhältnis zur äußeren Erscheinung wird im Expressionismus als übergeordnet erlebt und dargestellt.
Zu dieser Zeit konnte der Nobelpreisträger Maurice Maeterlinck beobachten, dass sich das Verhältnis des Einzelnen zum Ganzen verändert hatte: „Weißt Du wohl, wenn Du nicht gut bist, dass es mehr als wahrscheinlich ist, dass Deine Gegenwart dies heute hundertmal deutlicher verrät, als sie es vor zwei oder drei Jahrhunderten getan hätte?… In Wahrheit wird es schwer, im Herzen einen Hass, Neid oder Verrat zu nähren, der sich den Blicken entzieht; so unablässig sind die gleichgültigsten Seelen rings um unser Wesen auf der Lauer. Unsere Voreltern haben uns von diesen Dingen nicht gesprochen, und wir stellen fest, dass das Leben, in dem wir uns bewegen, grundverschieden ist von dem, das sie schilderten. Waren sie Betrüger oder Unwissende? Die Zeichen und Worte taugen zu nichts mehr, und fast alles entscheidet sich in den mystischen Kreisen einer einfachen Gegenwart.
Auch der frühere Wille, der so gut bekannte, so logische Wille von ehedem, verwandelt sich seinerseits und unterwirft sich den unmittelbaren Zusammenhängen großer und unerklärlich tiefer Gesetze. Es gibt fast keine Schlupfwinkel mehr, und die Menschen kommen einander näher. Sie beurteilen sich über ihre Worte und Handlungen, ja, über ihre Gedanken hinweg, denn was sie sehen, ohne es zu begreifen, liegt hoch über dem Reiche des Verstandes.“
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Maurice Maeterlinck stellt so am Anfang des 20. Jahrhunderts eine grundlegende Veränderung des individuellen Bewusstseins fest. Es wird nicht nur vom Übersinnlichen berührt, sondern bildet für die geistige Welt bereits die Seelengrundlage und den Hintergrund der Wahrnehmung. Wenn sich diese Anschauung der inneren Umwandlung des Bewusstseins durch das verstärkte Einwirken des Lichtes als wahr erweisen soll, müssen auch in den Naturwissenschaften Veränderungen erkennbar sein.
Tatsächlich wird auf der technischen Ebene um die Jahrhundertwende die Erdenschwere in den ersten Motorenflugzeugen überwunden. Dadurch beginnt der Mensch seinen Einflussbereich über das physisch unmittelbar Erlebbare zu erweitern. In der Physik entsteht die Fähigkeit Gedanken zu bilden, die das Erfahrbare in der Sinneswelt bei Weitem übertreffen. So berichtet etwa Albert Einstein, dass er seine Ideen über den Raum, die Zeit und Gravitation entwickelte, indem er sich in das Licht hineinversetzte, um aus dieser Perspektive heraus die Welt zu erleben. In der Quantenphysik beginnt man sich den kleinsten Teilchen der materiellen Welt zu nähern und stellt schließlich fest, dass es Licht, Energie ist, was der gewordenen Welt zugrunde liegt. Wie keine Theorie zuvor revolutioniert die Quantenmechanik das Weltbild. Mit ihr lässt sich das Verhalten von Elektronen, Atomen und Molekülen, sowohl von fester, flüssiger, gasförmiger Materie, als auch von Licht beschreiben.

Das Licht als Qualität
In unserem Alltag gewinnen die durch das Licht gegebenen praktischen Möglichkeiten immer mehr an Bedeutung. Es ist das abtastende Licht, das in einem Supermarkt an der Kasse die Preise abliest, die Musik von einer CD hörbar oder einen Film von einer DVD Scheibe sichtbar macht. Mit Hilfe der Laserstrahlen werden heute Metalle geschweißt, chirurgische Eingriffe ausgeführt und Waffen mit großer Präzision gesteuert. Nicht zuletzt arbeitet die Wissenschaft heute daran, mit Hilfe von Laserkanonen die Wasserstoffkernfusion auf der Erde dauerhaft und kontrolliert einzuleiten, die, wie man annimmt, auf der Sonne für die schier unerschöpfliche Energie sorgt. Bei dieser Fusion findet keine Atomspaltung, sondern eine -verschmelzung statt, wobei das Wasserstoffatom, das leichteste und häufigste Element im Universum, mit Hilfe des Lichtes wieder in Energie umgewandelt wird.
Dem Wasserstoff als zukünftigen Energieträger kommt eine immer größere Bedeutung zu. Es fahren bereits Testfahrzeuge mit Brennstoffzellen die mit Hilfe von Wasserstoff Strom als Antriebsenergie liefern. In den nächsten Jahren soll diese Antriebstechnik beginnen den herkömmlichen Verbrennungsmotor abzulösen. Vereinzelt spricht man bereits neben dem „Lichtzeitalter“ vom beginnenden „Wasserstoffzeitalter“.
Die gegenwärtigen Erkenntnisse der Quantenphysik weisen auf die besondere Stellung des Lichtes als Brücke zum Übersinnlichen hin.
Werden zwei Lichtteilchen (Photonen) durch eine bestimmte Anordnung der Versuchsgeräte in einen Zustand gebracht, der als „verschränkt“ bezeichnet wird, so zeigt sich, dass veränderte Eigenschaften des einen Photons sogleich als neue Qualität von dem anderen angenommen werden. Das deutet darauf hin, dass diese Lichtteilchen in einer Beziehung zueinander stehen, welche auf ein anderes als das Gewohnte Raum-Zeit-Gefüge hinweist. Albert Einstein nannte dieses Phänomen „spukhafte Fernwirkung“. Hier berühren wir rätselhafte Gesetzmäßigkeiten, die jedoch aus dem geistig-seelischen Erleben heraus verstanden werden können.
Eine Qualität kann sich zwar auf der physischen Ebene durch zwei oder mehrere Formen offenbaren, auf der nächst feineren Ebene kann sie jedoch nicht zwei voneinander unabhängige „Räume“ einnehmen. Darin drückt sich die Gesetzmäßigkeit der Intuition aus, welche an dem Umstand der Telepathie veranschaulicht werden kann. Wir denken an einen uns bekannten Menschen, zu dem wir seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt haben. Nun klingelt das Telephon und die besagte Person will uns sprechen. Der Vorgang des Sich-Erinnerns an einem Menschen ist damit verbunden, das Wesen des anderen gleichsam in sich entstehen zu lassen. Wenn dieser Prozess auch nur zum Teil durchgeführt wird, entsteht eine Identität, eine gemeinsame Raumzeitqualität, an der die beiden Menschen gleichzeitig teilhaben, so wie alle Menschen in einem universalen, sie umfassenden ICH ihren gemeinsamen intuitiven „Schnittpunkt“ haben. Ein sich Wahrnehmen, ein Sich-Erinnern entsteht und eventuell dadurch der Wunsch, mit dem anderen in Kontakt zu treten.
Wenn der Mensch lernt, diese mit dem Licht im Zusammenhang stehenden Qualitäten zu beherrschen, kann er die ihm durch Raum und Zeit gegebenen Begrenzungen überwinden. So spricht Rudolf Steiner davon, dass die Menschen in die Lage kommen werden, an einem Ort etwas auszulösen, was sich dann an einem ganz anderen ereignet. Diese Aussage betrifft nicht die Welt der Elektronik, die nur eine Übergangsphase darstellt, sondern die Welt des Lichtes, in der der Mensch mit Qualitäten umzugehen lernen wird.

Im Bereich der kleinsten Teilchen stellte sich als Phänomen weiterhin heraus, dass der Wissenschaftler das Messergebnis des Experimentes beinflusst, also das Beobachtete und der Beobachter nicht zu trennen sind. Der sich daraus ergebende neue Blick auf das Verhältnis von Objekt und Subjekt führte einige Wissenschaftler zur Beschäftigung mit religiösen, vor allem östlichen Philosophien. Wenn das Denken seinen bindenden Charakter verliert, so zeigte sich etwa in den Dialogen mit dem Dalai Lama oder mit Jiddu Krishnamurti2, werden die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt überwunden und die übergeordnete Welt die des Bewusst-Seins leuchtet auf, in der die polare Welt, die in Subjekt und Objekt getrennt erscheint, als eine unter vielen anderen Möglichkeiten des Seinsverständnisses erlebt wird.
Die weitere Entdeckung der neueren Physik, wonach Lichtteilchen (Photonen) wie aus dem Nichts entstehen können, erinnert an die Genesis, in der Gott das Licht aus dem Nichts schafft.
So stellt etwa der Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, der am Entwurf eines neuen Weltbildes durch die Quantenmechanik beteiligt war, fest: „Der Grund, dass unser fühlendes wahrnehmendes und denkendes Ich in unserem naturwissenschaftlichen Weltbild nirgends auftritt, kann leicht in fünf Worten ausgedrückt werden: Es ist selbst dieses Weltbild. Es ist mit dem Ganzen identisch und kann deshalb nicht als ein Teil darin enthalten sein…Bewusstsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: die Gesamtzahl aller „Bewusstheiten“ ist immer bloß „eins“.

Das „sichtbare Licht“
Im Licht haben wir, wie die moderne Wissenschaft bestätigt, den Beginn der physischen Welt. Es bildet den Übergang vom „Nicht-Sein“ zum „Da-Sein“, vom Ewigen zum Vergänglichen, wodurch im Licht der erste Akt der Schöpfung, das beginnende Erwachen des Lebens liegt. Es ist das große Prinzip des Lebens, das aus dem geistigen Verstehen heraus nach dem Johannes-Evangelium mit dem Christus, dem Licht des Lebens gleichgesetzt wird. Es ist der erste Schöpfungsakt, das Wort, der Sohn, der aus dem Vater, der „unaussprechbaren Leere“ hervorgeht.
Das Licht, von dem wir auf der physischen Ebene sprechen, ist selbst nicht sichtbar, es äußert sich durch das „Element“ der elektromagnetischen Welle. Diese ist jedoch nicht das Licht selbst, sondern weist dadurch dass es die Bewusstwerdung der sinnlichen Welt ermöglicht, über sich hinaus auf ein sichtbares Licht hin, das der ganzen Schöpfung zugrunde liegt.
Insofern der Mensch sein Interesse über sich selbst hinaus zu erweitern vermag, indem er die seelisch-geistige Qualität des Lichtes verinnerlicht, lernt er das „Licht des Lebens“ unmittelbar zu sehen. Dieses fließende, sichtbare Licht bildet um alle Wesen einen „Lichtmantel“, durch den es formend und erhaltend wirkt.
Es bewusst zu ergreifen, um dadurch die Schöpfung aus der weiteren Verhärtung durch die fortschreitende Technik zu erlösen, ist verstärkt die Aufgabe des erwachenden Menschen. Die Entwicklung der Technik erfüllt innerhalb der Evolution ihren Sinn und kann nicht abgeschafft oder wegdiskutiert werden. Wir vermögen jedoch aus unserer geistigen Wesenheit heraus eine ausgleichende Gegenkraft zu der Macht der Technik zu bilden.
Nachdem der Mensch im Laufe der Kulturgeschichte den physischen Leib in seinen Elementen ergriffen und in Form von technischen Abbildern in die äußere Welt gesetzt hat, (bis zur Heraussetzung des physischen Herzens im Verbrennungsmotor) vollzieht sich jetzt aus der kosmischen Gesetzmäßigkeit heraus eine bedeutsame Wende in der Evolution. Der „Lichtleib“ wird nun in seinen den physischen Elementen entsprechenden Schichten von dichteren zu immer feineren Ebenen bis zum „Licht-Herzen“ hin ergriffen.
Je nach Willensimpuls des einzelnen wird die Fähigkeit, die durch das Ergreifen der verschiedenen Ebenen und deren Lichtqualitäten erwächst, unmittelbar als harmonisierende Wirksamkeit eingesetzt oder in technische nutzbringende oder auch zerstörerisch wirkende Abbilder verobjektiviert. Das Verhältnis von Ich, Raum, Zeit und Licht und die in diesem Zusammenhang stehende Schwerkraft erhält durch das beginnende Ergreifen und Umwandeln des Lichtleibes eine neue Dimension.
Um die gegenwärtige Kultur mit ihren technischen Entwicklungen zu verstehen, müssen die Wirkungsweisen des „Lichtleibes“ in Betracht gezogen werden. Wird doch die weitere Entwicklung sowohl in Bezug auf das Geistige als auch auf die entstehende Technik in diesem übersinnlichen Leib ihr Vorbild haben.

Aus dieser bisher aufgezeigten Anschauung heraus erfährt die Sichtweise der amerikanischen Computer- und Robotik Wissenschaftler, Ray Kurzweil und Hans Moravec, deren Veröffentlichungen großes Aufsehen erregten, eine Korrektur. Sie vertreten die Vorstellung von einer Zukunft, in der die Maschinen den Menschen bereits ab Mitte dieses Jahrhunderts an Intelligenz weit überlegen sein werden. Der Mensch ist ihnen nur eine Stufe der evolutionären Entwicklung und dient dazu, durch die neusten Technologien wie die der Robotik, Nano- und Gentechnologie einen neuen Entwicklungssprung herbeizuführen. Während die Menschen ihren Schöpfer in den Religionen verehren, sollen die neuen Bewohner der Erde als Maschinen Bewusstsein erlangen und ihren Schöpfer Mensch schließlich als überflüssig verdrängen.
Die technische Entwicklung ist jedoch nicht ein in sich seiender zukunftsweisender Strom, sondern ein „Abfallprodukt“, absterbender Kräfte der menschlichen Entwicklung. Nicht die Welt der Technik entwickelt sich, sondern der Mensch. So wie er in dem Inkarnationsprozess zur Erde hin Seeleninhalte veräußerte, die sich in der mannigfaltigen Tierwelt manifestierten, um einen Freiraum für das zu werdende „Ich“ zu ermöglichen, setzt er nun Gedankeninhalte aus sich heraus, die sich in Maschinen manifestieren, um den Bewusstseinsraum zu bilden, aus dem heraus das Geistige seines Wesens aufleuchten kann.
Während um die Zeitenwende die Grundlage der eigenen Wesenheit im physischen Körper erlebt wird, so begann durch die sich immer stärker aus der Gebundenheit an den physischen Körper und dessen Elemente befreiende Seele ein Bewusstsein zu erwachen, in dem das Licht des Lebens selbst, welches dem Dasein zugrunde liegt, in den Bereich des Erlebbaren rückt.
In dieser Tatsache haben wir die Ursache des Bewusstseinswandels, der seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in besonders starkem Maße zur Geltung kommt. Dieser führt zu einer grundsätzlichen Umwandlung des Verhältnisses der Generationen zueinander, indem wir die Impulse für die Kultur nicht mehr aus dem Strom der Vergangenheit, sondern in den geistigen Keimen, in dem, was werden will, suchen.
So stehen die sich äußerlich verändernden Verhältnisse in der Kultur immer in einem Verhältnis zur inneren Entwicklung des Menschen.

1 Maurice Maeterlinck, Der Schatz der Armen, Jena 1906, S. 20 f.
2 Jiddu Krishnamurti, geboren im Jahr 1895, ist diejenige Persönlichkeit, die am Anfang des 20. Jahrhunderts von den Theosophen zum künftigen Messias ausgerufen wurde. Rudolf Steiner, der zu dieser Zeit der deutschen Theosophischen Gesellschaft vorstand, wies diese Tendenzen entschieden von sich und trennte sich von ihr, worauf die „Anthroposophie“ gegründet wurde. Im Jahr 1929 distanzierte sich Krishnamurti jedoch von die Rolle, die ihm von Außen auferlegt worden war, und lehrte bis zu seinem Tode im Jahr 1986 in der ganzen Welt mit dem Anliegen, den Menschen zu verhelfen absolut frei zu werden.



Artikel von Zoran Perowanowitsch Buchvorstellung